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St. Ulrici - seit bald 500 Jahren Gemeinde mit Profil
Die St. Ulrici-Brüderngemeinde ist eine -wie so schön gesagt wird- Profilgemeinde innerhalb der Ev.-luth. Landeskirche in Braunschweig. Das war sie allerdings schon, als dieser Begriff noch völlig unbekannt war. Im Jahre 1544 mußte sie ihre aus politischen Gründen zum Abbruch freigegebene St. Ulricikirche auf dem Kohlmarkt aufgeben. Dafür räumte man ihr die seit 1529 von den Franziskanermönchen verlassene Brüdernkirche als Gemeindekirche ein. Die aus dem 13. Jahrhundert stammende Klosterkirche war nach der Reformation 1528 zur lutherischen Hauptkirche der Stadt avanciert. Sie war die Kirche des Rates und Hauptpredigtstätte des ranghöchsten Geistlichen der Stadt (Superintendent). Hier wurden auch die für die Stadt vorgesehenen neuen Geistlichen ordiniert. Die auf dem Hohen Chor gehaltenen sogenannten Doktorpredigten waren hochtheologische Vorträge für die Gebildeten der Stadt. 1861 wurde in der Brüdernkirche der zentrale Gottesdienst zur vermeintlichen Tausendjahrfeier Braunschweigs gefeiert.
Die St. Ulricigemeinde stattete die Brüdernkirche mit zahlreichen hochrangigen Kunstwerken aus, so z.B. dem Renaissancelettner. Das Gestühl der ehemaligen Mönche wurde mit Bildern von katholischen Kirchenvätern und lutherischen Theologen geschmückt, um zu dokumentieren, dass die neue lutherische Kirche in Kontinuität zur alten Kirche stand und deren Erbe -theologisch gereinigt- repräsentierte.
Eine gravierende Zäsur brachte der Krieg 1944 für die schwer angeschlagene Kirche. Auch war die Innenstadtgemeinde St. Ulrici weitgehend entvölkert. Aber in der noch nutzbaren Kapelle regte sich neues geistliches Leben. Der schon 1942 berufene und aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrte Pfarrer Max Witte entfaltete eine volksmissionarische Wirksamkeit, die bald über Braunschweigs Grenzen bekannt wurde. Seine theologische Grundüberzeugung war fest gegründet im Wort der Bibel und dem lutherischen Bekenntnis. Diese Rückbesinnung brachte es z.B. mit sich, dass der Feier des sonntäglichen hl. Abendmahls wieder Raum gegeben wurde.
Unter Wittes Anleitung entdeckten die Gemeindeglieder den liturgischen Reichtum der Gottesdienste, die seit der Zeit um 1800 immer mehr verkümmert waren. Viele Gläubige fanden darum fortan ihre geistliche Heimat in der St. Ulrici-Brüderngemeinde, auch wenn sie nicht in deren Parochie wohnten. Es war das geistlich-theologische Profil, das sie anzog. So wurde diese Gemeinde im Laufe ihrer Kirche zum zweiten Mal eine Profilgemeinde.
Und ist es bis heute geblieben. Trotz mancher Anfeindungen von liberalen oder modern theologischen Entwürfen hält die Gemeinde, vertreten durch ihren Kirchenvorstand, am Fundament von Bibel und lutherischen Bekenntnisschriften (Konkordienbuch) fest und folgt nicht dem Mainstream der heutigen evangelischen Theologie, widersteht auch manchen gesellschaftspolitischen Entwicklungen, besonders auf ethischem Gebiet.
Dazu gehört auch nach wie vor der liturgische Reichtum der hier gefeierten lutherischen Messe mit Messgewändern, der Schola und den werktäglichen Stundengebeten.
Dieses in der ganzen Region sonst nicht zu findende Profil ist leider im schwierigen personellen und finanziellen Umfeld der Landeskirche nur mit Mühe aufrechtzuerhalten. Aber es soll und muss weitergehen, denn viele Menschen möchten heutigentags ihren Glauben im Inhalt und den Formen dieser Gemeinde gerne und freudig leben. Sie alle sind herzlich willkommen und können hier eine geistliche Heimat finden.
Wolfgang Jünke
